Lieferketten stabilisieren Bild

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Die Erkenntnis, dass Krisen ganz plötzlich Lieferketten sprengen und betriebliche Abläufe zum Stillstand bringen, begleitet die Elektroindustrie gerade die vergangenen zwei Jahre unaufhörlich. Dabei braucht es nicht mal eine globale Pandemie, um das System der Lieferketten zu belasten. Selbst regional stark begrenzte Krisen und Ereignisse, wie ein Fabrikbrand oder eine Naturkatastrophe lähmen schnell die gesamte Supply Chain.

Dass ihre Lieferketten sich als so fragil erweisen könnten, hätten selbst die besonders schwer getroffenen Branchen bis zum Ausbruch der Corona-Pandemie Anfang 2020 nicht erwartet. Aktive Komponenten, Halbleiterchips, Ferrite und Widerstände, Kondensatoren, induktive oder andere passive Bauelemente, Sensoren und vieles mehr fehlen den verarbeitenden Unternehmen zum Teil oder ganz. Selbst wenn die Bänder noch laufen, dann doch oft auf Sparflamme und stets verbunden mit Unsicherheit, weil der Fortlauf der Produktion von der nächsten Teilelieferung abhängt. Und damit der wirtschaftliche Erfolg.

Entwicklungsingenieure, die nicht entwickeln, sondern Löcher stopfen

Um die Produktionen und die Teileversorgung heute am Laufen zu halten, sind immer öfter auch Entwicklungsingenieure aktiv eingebunden: Engpässe entspannen, neue Lösungen aufgrund Lieferproblematiken finden usw. Das Fortbestehen von heute behindert damit direkt den Fortschritt von morgen, weil Entwickler ihren eigentlichen Aufgaben nicht oder nur eingeschränkt nachgehen können.

Es gilt, Lieferketten zu stabilisieren. Nur wie?

Lagerhaltung und Bevorratung überdenken

Beschaffung und Produktion just in time, Lagerhaltung reduzieren, Kosten sparen. Maximen, die spätestens seit Corona ins Wanken gerieten. Die Nachteile mussten viele Unternehmen und deren Kunden jäh spüren. Ein Ausbau der eigenen Lagerhaltung kann Beschaffungsrisiken minimieren und Engpässe sowohl für als auch in der Produktion sowie deren negative Auswirkungen vermeiden helfen.

Der Aufbau von Second Sources

Unternehmen wie auch Distributoren arbeiten oft nur mit einer kleinen, überschaubaren Anzahl an Lieferanten. Die Suche nach neuen Einkaufsquellen erfolgte bislang aus Kostengründen gar nicht, nur in Ausnahmefällen oder zu spät. „Second Sources“, also zusätzliche Lieferantenquellen, helfen dabei, im Ernstfall nahtlos etwaige Ausfälle abzufedern oder verschwinden zu lassen. Eine Erweiterung des Zulieferernetzwerks verursacht zwar Kosten, im Fall des Falles dürfte ein Produktionsstopp jedoch weit schwerer wiegen. Wer bereits frühzeitig vorsorgt, kann im Krisenfall seine Alternativen nutzen. (1) Es mag verlockend und zunächst offensichtlich sein, die Second-Sources-Strategie vor allem bei Kernprodukten anzuwenden. Doch wie sehr haben uns gerade die vergangenen Jahre seit Beginn der Pandemie gelehrt, dass auch vermeintlich unwichtige Komponenten zum Gamechanger werden können? Es gilt daher, stets den Gesamtbedarf, die Supply Chain in ihrer ganzen Breite, zu analysieren und optimieren.

Globale Entzerrung und Verkürzung der Lieferketten

In der globalisierten Wirtschaftswelt haben sich über die Jahr(zehnt)e Zulieferer-Hot-Spots herausgebildet. Im Fall einer lokalen Krise sind dann nicht nur einzelne Zulieferer, sondern gleich eine Vielzahl betroffen. Um dem entgegenzuwirken, empfiehlt sich ein Auf- bzw. Umbau von Lieferantennetzwerken hin zu einer größeren globalen Entzerrung. Mit einer Dezentralisierung sinkt das Risiko umfassender Kapazitätsengpässe aufgrund von Lieferantenausfällen. (1) Auch die Verkürzung von Lieferketten wirkt hierbei unterstützend und stabilisierend. Werden Liefer- oder gesamte Wertschöpfungsketten ins Inland verlegt, stärkt das zusätzlich die Resilienz. Die dadurch steigenden Kosten sind weniger als Verlustrechnung zur Auslandsbeschaffung, denn vielmehr als stabilisierender Faktor und Vorbeugen eines kostspieligen Ausfalls zu betrachten. (2)

Probleme frühzeitig erkennen und gegensteuern

Eine gewisse Unsicherheit und Nervosität ist sowohl auf Lieferanten- als auch Bezugsseite der derzeitigen Situation geschuldet. Und absolut nachvollziehbar: Selbst vermeintlich kleine Lücken in der Lieferkette können große Löcher im Business aufreißen. Im Miteinander lassen sich solche Herausforderungen seit jeher am besten lösen. Zuhören. Nachdenken. Mitdenken.: Eine offene, proaktive Kommunikation zwischen Lieferanten und Kunden hilft, die Lage frühzeitig korrekt einzuschätzen und bestenfalls mit Handlungsalternativen gegensteuern zu können.

Quellen:

1. vgl. https://www.business-wissen.de/artikel/supply-chain-management-wie-sie-lieferketten-stabilisieren-und-staerken/

2. vgl. https://logistik-heute.de/news/studie-acht-hebel-fuer-eine-resiliente-supply-chain-36249.html