Junior-Vertriebstechniker/technischer Assistent im Vertrieb/ Junior Field Application Manager – Durchblicker mit technischer Begeisterung
Es ist zu einfach, den Fachkräftemangel als generelles Problem abzutun – obgleich er mindestens eine riesige Herausforderung für zahlreiche Branchen darstellt. Und es würde den jungen Nachwuchskräften nicht gerecht, die vorhandenen Probleme auf die Generationen Y und Z abzuwälzen. Wo aber liegt die Wahrheit? Und welche Möglichkeiten bietet die Elektrotechnik fertigen und anstrebenden Nachwuchstechnikern oder -ingenieuren?
Herr Wagner, aus dem Handwerk kennt man den Fachkräftemangel seit vielen Jahren. Ist er im Bereich der Elektrotechnik ein neues, junges Phänomen?
Martin Wagner*: „Ganz und gar nicht. Das Problem Fachkräftemangel besteht in zahlreichen Branchen, so auch in der E-Technik. Und das bereits seit mehreren Jahren. Gerade in den kommenden Jahren werden sich viele Branchenkollegen in den verdienten Altersruhestand verabschieden. Und diese geburtenstarken Jahrgänge von damals aufzufangen, ist alleine zahlenmäßig schon schwer leistbar. Für die E-Technik kommt erschwerend hinzu, dass sich immer mehr auf die Programmierung konzentriert und zu wenig an die Hardware gedacht wird. Meines Erachtens eine bedauernswerte und zugleich fatale Entwicklung.“
In welchen Bereichen sehen Sie diese Verlagerung weg von der Hardware hin zur Software?
Martin Wagner: „Das beginnt bereits in der Ausbildung oder im Studium. Der Trend wandert hin zu IT und Softwareprogrammierung. Die nötige Hardware findet da eher weniger Beachtung, obwohl jede Software einer Hardware bedarf, um überhaupt ihren Zweck erfüllen zu können. Geschweige denn die Analogtechnik. Oder gibt es da draußen junge E-Technik-Ingenieure, die sich während Ihres Studiums eingehend mit einer Analogschaltung auseinandersetzen durften?“
Verraten Sie’s uns …
Martin Wagner: „Fakt ist doch, dass es gerade auch seit Einführung der Bachelorstudiengänge alleine schon zeitlich schwierig ist, in die entsprechende Tiefe zu gehen. Umso mehr ist heute die Initiative und Bereitschaft der Berufsstarter oder Quereinsteiger gefragt, sich in die praktischen Themen auch hineinzufuchsen. Das mag desillusionierend klingen, hat aber nichts mit ‚Schulbankdrücken‘ oder ‚sturem Lernen‘ zu tun. Und ich kann auch verstehen, wenn Absolventen von Schule und Co. erstmal nicht zu viel wissen möchten. Die wollen was bewegen. In der Praxis. Und das ist gut so.“
Was sind denn die genauen Herausforderungen, in die sich ein Junior-Vertriebstechniker/technischer Assistent im Vertrieb oder auch ein Junior Field Application Engineer bei einem mittelständischen Distributor wie Beckmann hineinfuchsen sollte?
Martin Wagner: „Letztendlich unterstützen wir Bewerber, die die Begeisterung und den technischen Background mitbringen, sich zum Spezialisten mit fundiertem Wissen zu entwickeln. Wir bewegen uns in einem hoch spannenden Feld zwischen Logistik-Dienstleistung und eingehender technischer Beratung. Dafür braucht es aufwändiges, fundiertes Wissen – und das gilt es sich zu erschließen. Natürlich nicht im Alleingang und von heute auf morgen. Sondern getragen von einem Team und Inhouse-Expertise sowie sinnvollen Weiterbildungsmaßnahmen.“
Was brauchen Bewerber an Voraussetzungen um einzusteigen?
Tina Groß°: Wir haben uns bei Beckmann ganz klar und bewusst wegbewegt von starren Rastern und Hard Skills. Wir analysieren vielmehr unsere Stellen sehr tiefgründig. Immer mit der Frage im Hinterkopf: Wie muss die Person sein, die diese Stelle ausfüllt? Und nicht: Was muss sie können?
Beckmann klammert aber die fachliche Qualifikation sicher nicht aus, oder?
Tina Groß: „Jein. Was es natürlich braucht, sind Interesse an der Sache und ein grundlegendes Verständnis für die Materie. Jemand, der beispielsweise gerne im stillen Kämmerlein sitzt und für sich ist, eignet sich eher weniger für den direkten und intensiven Kundenkontakt. Und wird damit auch nicht langfristig glücklich werden. Letztlich sollte es Arbeitgebern doch darum gehen, nicht nur eine Stelle zu besetzen, sondern Mitarbeiter zu gewinnen und zu halten, die langfristig Freude an dem haben, was sie täglich tun.“
Martin Wagner: „Absolut. Als fachliche Voraussetzung für den technischen Vertrieb würde ich eine elektrotechnische Ausbildung, wie zum Beispiel als Elektroniker für Automatisierungs-, System- oder sonstige Techniken für völlig ausreichend befinden. Auch eine kaufmännische Ausbildung kann passen – technische Orientierung vorausgesetzt. Es darf aber natürlich auch der E-Technik-Ingenieur sein. Letztlich würde ich nicht allzu viel in eine Jobbezeichnung hineininterpretieren – was wir suchen, ist ein Durchblicker mit technischer Begeisterung … “
Wo liegt die tägliche Herausforderung in der Arbeit des Durchblickers mit technischer Begeisterung bei Beckmann Elektronik?
Martin Wagner: „Die tägliche Herausforderung ist vielseitig. Grundlegend ist sicher der direkte Umgang mit Kunden, Herstellern und Entwicklern. Zuhören. Nachdenken. Mitdenken. Es geht darum, das passendste, nicht das technisch beste Bauteil für eine Anwendung zu finden – ein meilenweiter Unterschied! Die Besonderheit bei Beckmann: Wir sind kein One-Stop-Shopping-Anbieter mit unendlich riesigem Angebot. Vielmehr bieten wir als Distributor ein begrenztes, man könnte fast sagen handverlesenes, Spektrum an Bauteilen, das wir dafür auch in der Tiefe kennen. Entsprechend können unsere technische Beratung und fachliche Bewertung für eine Anforderung oder ein Bauteil tiefer gehen.
Klein und fein gegen die One-Stop-Shopping-Riesen?
Martin Wagner: „Wenn man so will. Obwohl ‚klein‘ bei einer Anzahl von derzeit weit über 250.000 Produkten von mehr als 25 Herstellern wohl auch eher relativ scheint. Dabei stehen wir in regelmäßigem Austausch mit den Entwicklern der Hersteller – viel international, andere Kulturen. Ein Punkt, der für mich persönlich den Job immer wieder besonders spannend und wertvoll macht. Ebenso wie die Mischung aus schnellen Abwicklungen und langfristigen Projekten. Oder: Einfach ein Mensch statt einer Nummer zu sein im Unternehmen.“
Stichwort Purpose. Sinn. Gerade junge Menschen suchen in dem, was sie tun, immer öfter nach dem Sinn dahinter. Kann diesen die Elektrotechnik, wie sie diese beschreiben, überhaupt bieten? Und wie wird das in Zukunft sein?
Martin Wagner: „Sinn addiert sich ja auf. Da muss mehr als nur ein Faktor stimmen. Zum einen sollte das, was mit der Elektronik am Schluss gemacht wird, sinnhaft sein. Klar, darüber kann man vielleicht streiten – vielleicht … Aber woran es nichts zu rütteln gibt, ist die Tatsache, dass der Elektronik die Zukunft gehört. Heute schon deutlich sichtbar, wird sich der Trend weiterentwickeln und intensivieren. Ich gehe sogar so weit zu sagen: Elektronik ist die Zukunft in nahezu allen Lebensbereichen! Und da ziehe ich gerne nochmals die Kurve: Ohne Hardware und ohne Kenner der Hardware, der Kondensatoren, der passiven Bauelemente und wie sie alle heißen, ist die Software nutz- und sinnlos – gestern, heute und in Zukunft. Zum anderen empfinde ich auch, ebendiese Zukunft aktiv und sinnvoll mitgestalten zu dürfen als großes Privileg und spannende Herausforderung. Jeden Tag aufs Neue gibt das nicht nur meinem eigenen Berufsleben einen hohen Mehrwert und Sinn.“
Tina Groß: „Neben der Branche an sich entsteht Sinn ja insbesondere dadurch, wie eine Arbeitsstelle oder ein Arbeitsprofil gestaltet ist sowie durch die Unternehmenskultur. Bei Beckmann können sich Mitarbeitende selbst verwirklichen, ihre Ideen und Talente einbringen. Aufgrund der noch überschaubaren Unternehmensgröße wird jeder individuell gefördert. Dazu der Teamspirit – echt und authentisch. Zudem ist es möglich, einen Aufgabenbereich vollumfassend zu begleiten und sieht so, was aus dem wird, was man selbst angestoßen hat. Das entspricht aus meiner Sicht einem großen Stück Sinn: erfahren und greifbar erleben, dass das eigene Tun einen Sinn hat.“
*Martin Wagner ist Applikations-Ingenieur/Engineering Manager bei der Beckmann Elektronik GmbH. Seit mehr als 25 Jahren begeistert er sich für die Lösung technischer Probleme und Fragestellungen rund um elektronische Bauelemente und deren Anwendungen. Mit seiner über viele Jahre aufgebauten Expertise erarbeitet und vermittelt er Kunden nicht zuletzt in eigens entwickelten Workshops Hintergrundwissen zu den für ihre Entwicklungen und Applikationen entscheidenden Eigenschaften von Bauelementen.
°Tina Groß begleitet als leidenschaftliche HR-Expertin Menschen und Unternehmen dabei, mit passenden Rahmenbedingungen und Impulsen, Potenziale zu entfalten und diese gewinnbringend und sinnvoll einzusetzen.